Der Goldpreis tendiert schon seit etlichen Monaten seitwärts. Eine beachtliche Leistung – hat er doch derzeit deutlichen Gegenwind durch die kräftig gestiegenen US-Zinsen. Es dürfte allerdings nicht nur von den Zinsen abhängen, wie es bei der Notierung des Edelmetalls in den nächsten Monaten weitergehen wird. Dass sich der Goldpreis trotz der Nachrichten von der EZB so gut hält, sollte Fans des Edelmetalls Mut machen.
Kleine Korrektur beim Goldpreis: Grund waren die neuesten Nachrichten von der EZB, woraufhin der Preis einen Teil der vorherigen Gewinne wieder abgegeben hat. EZB-Direktor Benoit Coeuré hatte gesagt, die EZB werde im Mai und Juni mehr Staatsanleihen kaufen. „Wegen der Ferienzeit“ würden die Käufe vorgezogen. Im Juli und August sollen dann eventuell weniger Anleihen gekauft werden. Mit der Ausweitung der Käufe drückt die EZB die Zinsen und schwächt damit zugleich den Euro. Der stärkere Dollar belastet den Goldpreis.
Inzwischen ist der Euro aber wieder auf Erholungskurs und das stützt den Goldpreis. Zuvor hatte er Rückenwind bekommen von den jüngsten US-Arbeitsmarktzahlen, die schwächer als erwartet ausgefallen waren. Zwar waren im April 223.000 neue Jobs geschaffen worden, womit die Prognosen der Volkswirte erreicht worden sind. Allerdings war der Wert für März deutlich nach unten korrigiert worden auf nur mehr 85.000. Das war der niedrigste Wert seit Juni 2012. Entsprechend spekulieren Investoren, dass die US-Notenbank mögliche Zinserhöhungen weiter nach hinten verschiebt. Die Aussicht auf eine anhaltend lockere Geldpolitik stützt die Notierung des Edelmetalls.
In den vergangenen Wochen haben vor allem zwei Faktoren auf den Goldpreis gewirkt: Der sinkende Dollar und die deutlich steigenden Zinsen. Der nachgebende Dollar stützt den Goldpreis, denn das Edelmetall wird als Versicherung gegen einen Rückgang des Greenback attraktiver.
So war der Dollar-Index, der die Veränderung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, wie Euro, Yen, britischem Pfund und Schweizer Franken abbildet, zwischenzeitlich auf das niedrigste Niveau seit Mitte Februar gesunken ehe er sich erholt hat. Grund war die Serie schwacher US-Konjunkturdaten. Sie deuten darauf hin, dass die US-Wirtschaft deutlich schwächer ist als viele Experten erwartet hatten.
Steigende Zinsen sollten nicht von Dauer sein
Hingegen bekommt der Goldpreis Gegenwind von den deutlich steigenden Zinsen in den USA. So sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, die im April-Tief noch bei 1,83 Prozent gelegen hatten, inzwischen auf 2,23Prozent geklettert. Der Anstieg der Renditen ist auf die massiven Verkäufe der Investoren zurückzuführen und deutet keineswegs auf eine deutliche Belebung der US-Konjunktur hin. Laut den Schätzungen von Joseph LaVorgna, US-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, war die US-Wirtschaft im ersten Quartal um annualisiert 0,5 Prozent geschrumpft.
Der annualisierte Wert wird errechnet, wenn man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit dem Faktor vier multipliziert. Inzwischen arbeitet das US-Wirtschaftsministerium allerdings an neuen Berechnungsmethoden, um das saisonal bereinigte Wirtschaftswachstum ein zweites Mal saisonal zu bereinigen. Das Ministerium wird die Daten solange bereinigen, bis – das gewünschte – kräftige Wirtschaftswachstum herauskommt. Dass etliche Experten schon lange sagen, die US-Daten seien ein reiner Fake, ist vor dem Hintergrund mehr als nachvollziehbar.
Bemerkenswert ist, dass trotz des Geredes über die baldige kräftige US-Konjunkturerholung die Prognosen für das Wirtschaftswachstum kollabieren. Nachdem die Volkswirte Anfang Mai noch ein annualisiertes Wachstum von drei Prozent für das zweite Quartal vorhergesagt hatten, sind die Prognosen inzwischen auf nur mehr 1,4 Prozent kollabiert.
Die Notenbank von Atlanta, die auf ihrer Homepage auf Basis der jüngsten Konjunkturdaten ein Echtzeitmodell veröffentlicht, geht allerding von lediglich 0,7 Prozent aus. Die Notenbank von Atlanta hat aber gerade mit ihrer Prognose für das erste Quartal gezeigt, dass ihr Modell meilenweit besser ist als die Prognose der gewöhnlich deutlich zu optimistischen Volkswirte.
Bleibt die Frage, wie lange die US-Notenbank noch zuschauen kann, wenn die Zinsen weiter steigen. Fed-Chefin Janet Yellen wird zwar behaupten, dass der Zinsanstieg positiv sei, weil er auf eine deutliche Belebung der Wirtschaft hindeute. Im obigen Absatz haben wir aber aufgezeigt, dass genau das eben nicht der Fall ist. Vielmehr dürften anhaltend schwache Konjunkturdaten zeigen, dass eine kräftige Konjunkturbelebung weiterhin nicht in Sicht ist. Vor dem Hintergrund wächst eher die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen im September nicht anheben wird. Die nächsten wichtigen Konjunkturdaten sind heute um 16 Uhr der Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia und die Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser.
Je länger sich der Goldpreis in dem Seitwärtstrend bewegt, umso mehr steigen die Chancen, dass es anschließend zu einem kräftigen Ausbruch kommt. Sollten die US-Konjunkturdaten weiter enttäuschen, könnten die Investoren zunehmend darauf spekulieren, dass die Fed nicht etwa die Zinsen erhöhen, sondern stattdessen ein neues Anleihenkaufprogramm starten könnte. Das dürfte den Dollar wieder unter Druck bringen. Das könnte für einen Ausbruch des Goldpreises nach oben sorgen.