Kaum etwas verdeutlicht den Niedergang des ehemaligen Highflyers SGL Carbon so sehr wie der Abstieg in den SDAX. Jürgen Kühler, der Vorstandschef des Kohlefaserspezialisten, will weiter energisch auf die Kostenbremse treten. Etliche Investoren fragen sich, wann der bislang ausgebliebene Geschäftsaufschwung endlich kommen und der Konzern schwarze Zahlen schreiben wird.
Kräftige Korrektur bei der Aktie von SGL Carbon: Nachdem das Papier im März noch bei 17,50 Euro notiert hatte, ist es inzwischen auf 15 Euro ausgerutscht. Dabei hatte die Aktie Anfang Mai einen deutlichen Hüpfer gemacht, als der Hersteller von Elektroautos Tesla angekündigt hatte, er werde stationäre Energiespeichersysteme auf den Markt bringen, wie für Häuser und Geschäfte. SGL Carbon würde davon profitieren, liefern die Wiesbadener doch Grafitanoden an die japanischen Konzerne Hitachi und Panasonic, die wiederum Komponenten für Tesla-Batterien produzieren. Die Zuversicht für die SGL-Aktie war allerdings nur von kurzer Dauer. Dann ist sie wieder nach unten gedreht.
Schwieriges Umfeld
Für Sorgen bei Investoren sorgt vor allem das Geschäft mit Graphitelektroden. Die Nachfrage danach ist schwach, weil China wegen der hohen Überproduktion von Hochofenstahl verstärkt davon exportiert. Entsprechend schwächelt die Elektrostahlproduktion außerhalb Chinas, wodurch wiederum die Nachfrage nach Grafitelektroden gedrückt wird. Der zwischenzeitliche gesunkene Ölpreis sorgte für zusätzlichen Druck auf die Preise von Graphitelektroden.
Vorstandschef Jürgen Köhler reagiert auf das schwierige Umfeld in dem Bereich und hat zwei Werke mit einer Jahreskapazität von insgesamt 60.000 Tonnen in Lachute (Kanada) und Narni (Italien) geschlossen. „Eine Entlastung der Märkte für Elektrostahl ist aufgrund des anhaltenden Exportdruckes von chinesischem Hochofenstahl in näherer Zukunft nicht absehbar“, steht im Quartalsbericht unmissverständlich. Wegen der Kostensenkungen im Rahmen des Sparprogramms SGL2015 soll sich das operative Ergebnis der Sparte im laufenden Jahr dennoch „deutlich verbessern.“
Geschäft mit Kohlefasern schwächelt
Für große Erwartungen bei Investoren hatte lange Zeit das Geschäft mit Kohlenstofffasern gesorgt. Das Material ist deutlich leichter als Metall und dennoch sehr robust. So liefert SGL über eine Kooperation mit BMW Kohlenstofffasern für den BMW i3 und i8. Während sich das Elektroauto i3 und das Hybrid-Fahrzeug i8 starker Nachfrage erfreuen, schwächelt das Geschäft der SGL-Sparte aber insgesamt weiterhin. Umso intensiver muss Köhler daran arbeiten, dass der Gesamtkonzern den Turnaround schafft. 2014 stand unter dem Strich ein Verlust von 247 Mio. Euro zu Buche. Im laufenden Jahr soll der Umsatz stabil bleiben. Das bereinigte operative Ergebnis soll sich allerdings „deutlich verbessern.“
Analysten prognostizieren einen operativen Gewinn von 30 Mio. Euro. Das entspräche allerdings einer Marge von lediglich 2,2 Prozent Unterm Strich soll dagegen ein Verlust von mehr als 30 Mio. Euro stehen. Susanne Klatten, die Chefin des Aufsichtsrats von SGL und BMW-Großaktionärin, versuchte auf der Hauptversammlung von SGL Ende April dennoch Zuversicht zu verbreiten. „Noch sind wir nicht über den Berg“, sagte Klatten. Der Konzernumbau werden in diesem Jahr aber erste Früchte tragen. Finanzchef Michael Majerus will den Konzern 2016 oder spätestens 2017 in die schwarzen Zahlen führen. „Wir können nicht vier oder fünf Jahre warten, bis wir schwarze Zahlen schreiben“, hatte der Finanzchef bei der Bilanzpressekonferenz im März gesagt. Wer schwarze Zahlen in seinem Depot schreiben will, kann sich bei SGL Carbon passende Papiere mit Puffer ansehen. Wir haben Discounter und Bonuspapiere in unsere ISIN-Liste gepackt – die WKNs DT7R19 bei den Discountern und CR4YTQ bei Bonuspapieren sind eine gute Wahl mit ordentlichen Renditen und ohne Aufgeld beim Bonuspapier.
Im zweiten Teil am Dienstag schauen wir uns bei Feingold Research die Kostensenkungen und die Verschuldung an – SGL braucht eine ausführliche Analyse…